All the world’s a stage…: d’2CA am Theater

Bühne frei für Kaiser Wilhelm II

Am 11. November 1918 wurde der Erste Weltkrieg beendet und dieser Tag liegt bereits mehr als 100 Jahre zurück. Der Hauptverantwortliche dieser historischen Weltkatastrophe ist kein anderer als Wilhelm II. Als deutscher Kaiser erklärte er Russland 1914 den Krieg und stürzte somit Millionen unschuldige Menschen in den Tod. Dies hatte zur Folge, dass er, als der Krieg verloren war, von Präsident Wilson nach Holland ins Exil geschickt wurde. Während seiner Zeit im Exil pflegte Wilhelm II hauptsächlich Bäume zu fällen und Blumen zu pflanzen. Begleitet wurde er vom ehemaligen Generalstabshauptmann Sigurd von Ilsemann, der ständig vom Kaiser herumkommandiert wurde, ihm trotzdem nicht von der Seite wich, und auf dessen Tagebucheinträgen das Stück basiert.

Am 6. November sahen wir, die 2A, uns das Rockmusik-Drama „Wilhelm II – The Crazy Antiwar History Rallye“ im Théâtre national du Luxembourg an, das das Leben des Kaisers im Exil auf humorvolle und originelle Art darstellte. Insgesamt waren fünf Schauspieler auf der Bühne und überraschenderweise wurde die Rolle des Kaisers von einer Frau gespielt. Die Luxemburgerin Brigitte Urhausen repräsentierte im Stück das deutsche Volk und auch der Tod trat in Menschenform auf. Außer dem Adjutanten des Kaisers tauchte noch mitten im Stück plötzlich ein Amerikaner auf. Drei Musiker befanden sich während der ganzen Vorstellung im Hintergrund und begleiteten auch die Schauspieler bei den Liedern, die sie zwischendurch sangen.

Im Stück ging es darum, dass Wilhelm sich der sinnlosen Herausforderung stellt, 88 Bäume an einem einzigen Tag zu fällen in der genauso absurden Hoffnung, seine Position als Kaiser wieder zurückerlangen zu können Das ist ihm jedoch nach 20 Jahren noch immer nicht gelungen und sein Traum, nach Deutschland zurückzukehren, geht nicht in Erfüllung. Trotz wichtiger internationaler Ereignisse wie die Russische Revolution, die Wirtschaftskrise und schließlich der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fokussiert sich der ehemalige Kaiser nur auf den Ersten Weltkrieg und seine Folgen für ihn selbst. Immer wieder lamentiert er über sein Schicksal und versucht sogar, sich den Nazis anzubiedern. So kritisiert dieses Theaterstück das Verhalten des Kaisers und macht sich über ihn lustig.

Einige Szenen im Stück stachen besonders hervor, wie zum Beispiel der Auftritt des Todes höchstpersönlich im ersten Akt in Person eines älteren, kahlköpfigen und barfüßigen Mannes. Seine Nägel waren orange gefärbt wie vieles andere auf der Bühne, ein Hinweis auf die offizielle Nationalfarbe der Niederlande, denn schlieβlich befand sich Wilhelm II während seiner ganzen Exilzeit dort. Die Verkörperung des Todes betrat immer wieder die Bühne, wie in der Szene, in der er die Mitglieder der russischen Zarenfamilie aufzählte, die ja auch von einer Revolution hinweggefegt worden waren – währenddessen hielt er vieldeutig eine Axt in seiner Hand. Die Darstellerin des Kaisers beeindruckte unter anderem mit der unglaublichen Leistung, minutenlang ein Stück eines Baumstamms abzusägen und währenddessen ein Lied zu singen. Überhaupt spielten alle Mitwirkenden mit ganzem Körper- und Stimmeneinsatz.

Unserer Meinung nach ist dieses Stück eine sehr lehrreiche, aber auch humoristische und deshalb unterhaltsame Veranschaulichung der Geschichte von Kaiser Wilhelm II, weswegen wir es schade finden, dass nur wenige Menschen an diesem Abend im Publikum saßen.

Jessica und Sabrina, 2CA

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