Ausflug in die Welt einer Sensitivity Readerin

Am Mittwoch, den 26. März 2025 besuchten wir, die 2CA1, das Théâtre National du Luxembourg und sahen uns das vor Kurzem erst erschienene Stück „Bärenklau“ des luxemburgischen Autors Guy Rewenig an. Gespielt wurde es als Monolog von der Schauspielerin Barbara Ullmann, die in der Rolle der Lina Mack auf der Bühne stand. Rewenigs Werk ist nicht nur unterhaltsam, sondern regt auch zum Nachdenken an, insbesondere über den gesellschaftlichen Umgang mit Sprache und Zensur.
Im Zentrum des Stücks steht die sogenannte Sensitivity Readerin Mack, deren Aufgabe darin besteht, Bücher auf potenziell verletzende, diskriminierende oder politisch unkorrekte Inhalte zu überprüfen mit dem Ziel, diese zu entschärfen oder umzuschreiben. Was zunächst als gut gemeinte Maßnahme erscheint, wird immer zweifelhafter und unsinniger. Die Textänderungen, die Mack vornimmt, werden immer extremer, sodass selbst harmlose Passagen von ihr kritisiert und umformuliert werden. Diese Übertreibung unterhält das Publikum und bringt es zum Lachen.
Rewenig gelingt es, auf ironische Weise eine Debatte darzustellen, die derzeit besonders in den Vereinigten Staaten stark geführt wird. Das Stück verweist ausdrücklich auf die alarmierende Realität, dass „in den USA so viele Bücher verboten werden wie noch nie zuvor“ (Programmheft). Damit zeigt „Bärenklau“, dass die Auseinandersetzung mit Sprache und Zensur keineswegs fiktional ist, sondern hochaktuell und gesellschaftlich relevant. Die Frage, die sich also hier stellt, ist, wie man als Autor/in ein Gleichgewicht zwischen Sensibilität und
übertreibender Sprachkontrolle schafft.
Nach der Aufführung fand eine Diskussionsrunde mit der Schauspielerin, dem Autor, dem Direktor des TNL und dem Publikum statt. Hier wurde unter anderem die Bedeutung des Begriffs „wokeism“ und seine Wirkung auf die heutige Gesellschaft und vor allem auf die Literatur diskutiert.
Ein hochinteressanter, unterhaltsamer Abend. Zitat einer Mitschülerin: „Man sollte viel öfter ins Theater gehen!“
Gwenn und Emma, 2CA1